Montag , 10 November 2025

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Glasfaser

Warum stockt der Glasfaser-Ausbau? Die überraschende Wahrheit

Deutschland hinkt beim schnellen Internet seit Jahren hinterher. Noch immer warten Millionen Haushalte auf Glasfaser-Anschlüsse, die stabile Verbindungen und hohe Geschwindigkeiten ermöglichen würden. Tatsächlich liegt die Glasfaser-Verfügbarkeit deutschlandweit derzeit bei rund 50 Prozent, während in Nordrhein-Westfalen knapp 42 Prozent der Haushalte auf Glasfasernetze zugreifen können.

 


 

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Wir haben uns gefragt, warum der Glasfaserausbau in Deutschland so schleppend vorangeht und was getan wird, um diesen zu beschleunigen. Die Bundesregierung hat inzwischen reagiert und im Rahmen des sogenannten „Entlastungskabinetts“ rund 50 Maßnahmen beschlossen, die unter anderem den Bürokratie-Wahnsinn stoppen sollen. Zusätzlich soll die ab November 2025 in Kraft tretende EU-Gigabit-Infrastrukturverordnung den Aufbau leistungsfähiger Netze vereinfachen und kostengünstiger machen.

In diesem Artikel beleuchten wir die Gründe für den stockenden Glasfaserausbau, analysieren die bürokratischen Hürden und stellen die neuen politischen Maßnahmen vor, die bis 2030 eine flächendeckende Glasfaserversorgung in Deutschland ermöglichen sollen.

Warum der Glasfaserausbau in Deutschland so langsam vorankommt

Die Realität beim Glasfaser-Ausbau in Deutschland zeigt ein ernüchterndes Bild. Obwohl die Bundesregierung ambitionierte Ziele verfolgt, klaffen Anspruch und Wirklichkeit weit auseinander. Mehrere strukturelle Probleme verhindern den zügigen Ausbau moderner Internetinfrastruktur.

Langsames Internet trotz hoher Nachfrage

Trotz der hohen Nachfrage nach schnellem Internet nutzt fast die Hälfte der deutschen Haushalte (49 Prozent) noch immer DSL-Anschlüsse, die lediglich Bandbreiten bis zu 250 Mbit/s ermöglichen und damit nicht gigabitfähig sind. Der BREKO (Bundesverband Breitbandkommunikation) prognostiziert, dass das Regierungsziel, bis 2025 die Hälfte aller Haushalte ans Glasfasernetz anzuschließen, schwer zu erreichen sein wird – die Schätzungen reichen von 40 bis 53 Prozent.

Besonders auffällig: Obwohl nach Angaben des Breitbandatlas bereits 32 Prozent der Haushalte einen Glasfaseranschluss haben könnten, wird diese Möglichkeit kaum genutzt. Tatsächlich nutzen lediglich 27,3 Prozent der versorgbaren Haushalte ihren verfügbaren Glasfaseranschluss auch wirklich. Hauptgründe hierfür sind mangelnde Informationen und fehlendes Bewusstsein für die Vorteile:

  • 41 Prozent der Befragten haben zum Thema Glasfaser keine Werbung wahrgenommen
  • 51 Prozent fühlen sich nur mittelmäßig oder schlecht über Glasfasertechnologie aufgeklärt
  • 15 Prozent sehen für sich keine technischen Vorteile in der Nutzung

Der Umstieg auf Glasfaseranschlüsse wird daher als „Generationenaufgabe“ bezeichnet – ein Prozess, der Zeit und Überzeugungsarbeit benötigt.

Unterschiede zwischen Stadt und Land

Auffällig sind vor allem die erheblichen regionalen Unterschiede bei der Breitbandversorgung. Während im Dezember 2023 bundesweit 96 Prozent aller Haushalte mit mindestens 50 Mbit/s versorgt waren, zeigt sich ein deutliches Stadt-Land-Gefälle.

In Gemeinden mit über 150.000 Haushalten wurden etwa 99 Prozent aller Haushalte mit mindestens 50 Mbit/s versorgt. Hingegen lagen ländliche Gebiete mit weniger als 500 Haushalten bei nur etwa 85 Prozent. Noch drastischer fällt der Unterschied bei Gigabit-Anschlüssen aus: 92 Prozent in Großstädten gegenüber lediglich 39 Prozent in ländlichen Gemeinden.

Diese Diskrepanz zeigt sich auch in extremen Beispielen: Während in Großstädten wie Stuttgart, Hamburg oder München fast alle Haushalte Zugang zu Gigabit-Internet haben, liegt die Verfügbarkeit in manchen ländlichen Regionen Mecklenburg-Vorpommerns bei 0,00 Prozent. Selbst innerhalb einzelner Landkreise gibt es teilweise erhebliche Unterschiede, was zu einer digitalen Kluft zwischen Stadt- und Landbewohnern führt.

Veraltete Infrastruktur als Hindernis

Ein wesentliches Hindernis für den Glasfaserausbau liegt in der Vergangenheit: Deutschland hat vor etwa 40 Jahren auf Kupferkabel statt auf Glasfaser gesetzt. Diese historische Entscheidung wirkt bis heute nach und erklärt, warum Deutschland beim Breitbandausbau im internationalen Vergleich hinterherhinkt.

Die Deutsche Telekom investiert zudem weiterhin in die Vectoring-Technologie, die von Kritikern als „technisches Voodoo“ bezeichnet wird, mit dem man „den Zombie Kupferleitung noch ein Weilchen am Leben halten kann“. Für flächendeckende Gigabit-Geschwindigkeiten wird jedoch Glasfaser direkt bis ins Gebäude (FTTH – Fiber To The Home) benötigt.

Ein weiteres Problem ist der sogenannte „Überbau“ – wenn in bereits mit Glasfaser versorgten Gebieten weitere Anbieter parallel ausbauen, während andere Regionen leer ausgehen. Gleichzeitig fehlen in ländlichen Gebieten oft die Investoren, da sich der Ausbau dort wirtschaftlich weniger lohnt.

Die tatsächliche Glasfaserversorgung wird zudem durch unterschiedliche Definitionen verschleiert. Während bislang viele Haushalte als „versorgt“ galten, wenn das Glasfaserkabel lediglich in der Nähe lag („homes passed“), sind tatsächlich nur 17,7 Prozent wirklich anschließbar („homes connected“).

Bürokratie als größter Bremsfaktor

Die bürokratischen Hürden erweisen sich als größtes Hindernis für den zügigen Glasfaserausbau in Deutschland. Während die technischen Voraussetzungen längst gegeben sind, bremsen verwaltungstechnische Prozesse den Fortschritt erheblich aus. Nach Analyse verschiedener Studien zeigt sich: Der Glasfaserausbau wird nicht primär durch fehlende Technologie oder mangelnde Investitionen ausgebremst, sondern durch einen komplexen Behördenapparat.

Komplexe Genehmigungsverfahren

Besonders langwierige Genehmigungsverfahren stellen einen der Hauptfaktoren dar, die den Glasfaserausbau verlangsamen. Die Anträge müssen zahlreiche Instanzen durchlaufen, wobei sich die rechtlichen Anforderungen nicht nur zwischen den Bundesländern unterscheiden, sondern teilweise sogar zwischen benachbarten Gemeinden. Für Anbieter gestaltet sich die Situation besonders frustrierend: Selbst für kurze Strecken müssen sie aufwendige Genehmigungsverfahren durchlaufen, unabhängig davon, ob ein Bauprojekt hundert Meter oder mehrere Kilometer umfasst.

Im Durchschnitt dauern diese Genehmigungsverfahren acht bis zwölf Monate. Diese Verzögerungen wirken sich direkt auf die Geschwindigkeit des Ausbaus aus. Branchenexperten kritisieren zudem, dass selbst der Entwurf des Telekommunikations-Netzausbau-Beschleunigungs-Gesetzes (TK-NABEG) bisher keine klaren Maßnahmen zur Vereinfachung der Genehmigungsverfahren enthält.

Zu viele beteiligte Behörden

Ein weiteres Problem stellt die Vielzahl der beteiligten Behörden dar. Bei einem typischen Glasfaserprojekt sind unter anderem involviert:

  • Bauämter und Straßenbaulastträger
  • Umwelt- und Denkmalschutzbehörden
  • Verkehrsbehörden und Polizei
  • Spezielle Fachämter auf Kreis- und Gemeindeebene

Allein in Hamburg sind zahlreiche Fachbehörden, Ämter und Landesbetriebe am Glasfaserausbau beteiligt. In einem Beispielprojekt in Mecklenburg-Vorpommern waren mehr als 31 offizielle Verwaltungen, zwei unabhängige Städte, 14 Spezialdienste aus den Kreisen, 22 öffentliche Einrichtungen, sechs Planungsbüros, 15 Bauingenieure mit etwa 500 Bauingenieuren und Installateuren sowie 100 Mitarbeiter des ausführenden Unternehmens eingebunden.

Diese Fragmentierung führt zu erheblichen Koordinationsproblemen. Jeder Behördenvertreter hat eigene Anforderungen und Fristen, was den Prozess zusätzlich verlangsamt. Darüber hinaus müssen Leitungsunternehmen je nach Projektgröße und Wegeführung zahlreiche Anfragen bei privaten und öffentlichen Akteuren stellen, Genehmigungen einholen, Verträge abschließen und Informationspflichten nachkommen.

Fehlende Digitalisierung der Prozesse

Besonders problematisch erscheint, dass bis heute viele Genehmigungsverfahren noch nicht vollständig digitalisiert sind. Nach dem traditionellen Verfahren müssen Antrags- und Planungsunterlagen den einzelnen Bewilligungsstellen vorgelegt werden, gefolgt von einem zeitaufwändigen Koordinations- und Partizipationsprozess mit regelmäßig notwendigen Änderungen und Anpassungen zwischen den Behörden und dem Antragsteller.

Inzwischen gibt es allerdings vielversprechende Ansätze: Das von Hessen und Rheinland-Pfalz entwickelte Breitband-Portal ermöglicht eine volldigitale Bearbeitung von Anträgen für die Verlegung von Glasfaserkabeln. Mit diesem System können Genehmigungen in einfachen Fällen innerhalb von zwei bis drei Werktagen erteilt werden. Zehn Bundesländer, darunter Bayern, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen, haben das Portal bereits übernommen.

Diese digitale Transformation ist jedoch noch nicht flächendeckend umgesetzt. Besonders die unterschiedlichen Bedingungen zwischen den Bundesländern machen den Ausbau zu einer Herausforderung. Während in einigen Ländern wie Brandenburg und Sachsen-Anhalt der Glasfaserausbau erfolgreich und planbar voranschreitet, stoßen Unternehmen in anderen Regionen wie Berlin auf bekannte Hürden: uneinheitliche Genehmigungsprozesse, verschiedene Auslegungen der Regeln und mangelnde Bereitschaft in der Verwaltung.

Im Hinblick auf den Glasfaserausbau richten sich die Maßnahmen der Bundesregierung deshalb zunehmend darauf, bestehende bürokratische Hindernisse aus dem Weg zu räumen, Planungs- und Genehmigungsverfahren zu verschlanken und mehr Transparenz zu schaffen.

Förderrichtlinien verhindern flächendeckenden Ausbau

Die Förderpolitik in Deutschland erzeugt paradoxe Situationen beim Glasfaserausbau. Während einige Gebiete mehrfach mit schnellem Internet versorgt werden, bleiben andere komplett abgehängt. Besonders die Definition, wann ein Gebiet als „versorgt“ gilt, schafft erhebliche Probleme.

Was als ‚versorgt‘ gilt – und warum das problematisch ist

Laut der Richtlinie „Förderung zur Unterstützung des Gigabit-Ausbaus der Telekommunikationsnetze in der Bundesrepublik Deutschland“ ist ein Gebiet nicht förderfähig, wenn es bereits mit „gigabitfähigen Netzen“ versorgt ist oder ein privatwirtschaftlicher Ausbau geplant ist. Das klingt zunächst sinnvoll – allerdings werden auch Gebiete mit Koaxialkabeln (TV-Kabeln) als „versorgt“ eingestuft, obwohl diese in der Praxis deutlich leistungsschwächer sind.

Ein weiteres Problem: Die offiziellen Versorgungszahlen erscheinen auf den ersten Blick beeindruckend. Der Breitbandatlas weist aus, dass 55,9 Prozent aller deutschen Haushalte gigabitfähig sind. Tatsächlich beziehen sich diese Angaben jedoch häufig nur darauf, dass Glasfaser mindestens in den Straßen vor den Gebäuden liegt. Bei vielen Häusern enden die Kabel dort, weil Eigentümer die Verlegung ins Gebäude nicht wünschen.

Erschwerend kommt hinzu: Selbst wenn Gebäude lediglich in der Nähe eines Kabelnetzes liegen, gelten sie bereits als „versorgt“ – unabhängig davon, ob ein Anschluss technisch möglich oder wirtschaftlich sinnvoll ist.

Koaxialkabel vs. echte Glasfaser

Die meisten als „gigabitfähig“ eingestuften Anschlüsse basieren nicht auf echter Glasfaser bis ins Haus (FTTH) oder Gebäude (FTTB), sondern auf einer Kombination aus Glasfaser und Kupferkabel:

  • Koaxialkabel ermöglichen theoretisch Übertragungsraten bis zu 1.000 Megabit pro Sekunde
  • DSL über Kupferleitungen erreicht maximal 250 Megabit pro Sekunde
  • Echte Glasfaser (FTTH/FTTB) bietet praktisch unbegrenzte Bandbreiten

Allerdings erreichen Kabelnetze in der Praxis ihre theoretischen Höchstgeschwindigkeiten selten. In Niederdorfelden räumt sogar der Kabelnetzbetreiber Vodafone ein, dass die Netze zu Spitzenzeiten die versprochenen Bandbreiten nicht erreichen.

Diese Unterscheidung ist entscheidend, denn für viele zukunftsfähige Anwendungen wie Smart Home oder intelligentes Gebäudemanagement sind die Leistungsgrenzen von kupferbasierten Technologien bereits heute ausgeschöpft.

Warum viele Haushalte leer ausgehen

Die problematische Förderpolitik führt zu skurrilen Situationen wie in Niederdorfelden im Main-Kinzig-Kreis: Dort dürfte die Breitband Main-Kinzig GmbH nur genau 119 Gebäude anschließen, die noch keinen Kabelanschluss hatten – die übrigen 143 Hauseigentümer in direkter Nachbarschaft gingen leer aus.

Insgesamt sind im Main-Kinzig-Kreis 18.000 Gebäude in elf Kommunen betroffen. Der dortige Bürgermeister bringt die Absurdität auf den Punkt: „Private Unternehmen dürfen, wollen aber oft nicht. Und die Breitband Main-Kinzig GmbH würde gerne, darf aber nicht“.

Hinzu kommt: Deutschland liegt beim Breitbandausbau auf Platz 36 von 38 OECD-Staaten. Dies ist teilweise historisch bedingt – während bereits 1981 unter Helmut Schmidt Glasfaser geplant war, entschied sich Helmut Kohl für Kupferkabel, „und das zieht sich bis heute durch die Republik“.

Die aktuelle Förderpraxis verschärft das Problem zusätzlich: Derzeit sieht der Bundeshaushalt ein Fördervolumen von drei Milliarden Euro pro Jahr vor. Allerdings sind bereits fast 1.000 Förderanträge mit über sieben Milliarden Euro beantragten Zuwendungen eingegangen – ein Großteil wird folglich gar nicht erst bewilligt. Der VATM (Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten) bezeichnet dies deutlich als gescheitertes Fördermodell.

Politische Maßnahmen und neue Gesetze

Um den schleppenden Glasfaserausbau zu beschleunigen, hat die Politik inzwischen konkrete Maßnahmen ergriffen. Nach jahrelangen Diskussionen sind nun endlich Gesetze und Verordnungen auf den Weg gebracht worden, die den Netzausbau in Deutschland voranbringen sollen.

Das Entlastungspaket der Bundesregierung

Das sogenannte „Entlastungskabinett“ der Bundesregierung hat im November 2025 ein umfassendes Paket mit rund 50 Eckpunkten beschlossen. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, Bürgerinnen, Bürger und Unternehmen von Bürokratie zu entlasten. Besonders wichtig für den Glasfaserausbau: Die TKG-Novelle beschleunigt den Ausbau von Mobilfunk- und Glasfasernetzen – auch innerhalb von Gebäuden. Ausbauhindernisse werden dabei durch sogenannte Fiktionsregeln abgebaut. Die Bundesregierung rechnet in den ersten sechs Monaten mit Einsparungen von rund drei Milliarden Euro.

Fristenregelung für Genehmigungen

Herzstück der Maßnahmen ist eine neue Fristenregelung. Wenn Behörden nicht innerhalb einer bestimmten Frist auf Anträge reagieren, gilt die Genehmigung automatisch als erteilt. Bisher mussten Anbieter für jede Straße, jeden Gehweg und jedes Grundstück einzeln langwierige Anträge stellen. Digitalminister Karsten Wildberger spricht vom größten Fortschritt beim Bürokratieabbau seit Jahren. Planungs- und Genehmigungsverfahren werden künftig digitalisiert, verkürzt und teilweise gebündelt.

EU-Gigabit-Verordnung und ihre Auswirkungen

Zusätzlich tritt am 12. November 2025 die EU-Gigabit-Infrastrukturverordnung vollständig in Kraft. Sie ersetzt die Breitbandkostensenkungsrichtlinie von 2014 und aktualisiert die Regeln für einen schnelleren, günstigeren und einfacheren Ausbau von Gigabit-Netzen. Die Verordnung fördert unter anderem:

  • Gemeinsame Nutzung vorhandener Infrastruktur wie Kanäle und Masten
  • Koordinierte Bauarbeiten, um gleichzeitig Glasfaserkabel zu verlegen
  • Vereinfachte Verwaltungsverfahren in der gesamten EU
  • Bessere Ausstattung von Gebäuden mit Hochgeschwindigkeitsinfrastruktur

Das Ziel: Bis 2030 soll EU-weit Zugang zu schneller Gigabit-Konnektivität gewährleistet sein.

Anpassung des Telekommunikationsgesetzes

Parallel dazu hat der Bundesrat dem Gesetz zur Änderung des Telekommunikationsgesetzes (TKG) zugestimmt. Damit wird der Ausbau von Glasfaser- und Mobilfunknetzen bis Ende 2030 als „im überragenden öffentlichen Interesse“ eingestuft. Dies gibt entsprechenden Ausbauvorhaben in Genehmigungsverfahren ein besonderes Gewicht.

Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur, betonte, dass diese Initiative dazu beitrage, die „dringend nötige Beschleunigung beim Mobilfunk- und Glasfaserausbau zu erreichen“. Dennoch bleibe es möglich, dass gewichtige Belange des Umwelt- und Naturschutzes dem Ausbau entgegenstehen können, wie Dr. Klaus Ritgen vom Deutschen Landkreistag anmerkte.

Für Verbraucherinnen und Verbraucher bedeuten diese Änderungen, dass Glasfaseranschlüsse künftig schneller und flächendeckender verfügbar sein dürften – und der langersehnte digitale Aufschwung endlich Fahrt aufnehmen kann.

Regionale Beispiele zeigen die Realität vor Ort

Konkrete Beispiele aus verschiedenen Regionen offenbaren die alltäglichen Hürden beim Glasfaserausbau. Was auf dem Papier als Förderproblem oder bürokratisches Hindernis erscheint, führt vor Ort zu absurden Situationen für Bürgerinnen und Bürger.

Main-Kinzig-Kreis: Ausbau mit Lücken

Der Main-Kinzig-Kreis sollte eigentlich Vorreiter beim Glasfaserausbau sein. Trotz Investitionen von rund 200 Millionen Euro und dem Ziel, 75.000 Haushalte anzuschließen, warten viele Bürgerinnen und Bürger bis heute auf ihren Anschluss. In der Gemeinde Freigericht erhielten etwa zwölf Prozent der Haushalte keinen kostenlosen Anschluss durch die Breitband Main-Kinzig GmbH. Dennoch betont Landrat Thorsten Stolz: „Die Menschen im Main-Kinzig-Kreis werden definitiv ihren Glasfaser-Anschluss erhalten, daran ist nicht zu rütteln – manche bekommen ihn nur eben etwas später als geplant“.

Niederdorfelden: Petition für Pilotprojekt

Besonders dramatisch zeigt sich die Situation in Niederdorfelden im Westen des Kreises. Während 1.500 Wohn- und Gewerbeeinheiten nördlich der Bahntrasse Zugang zum schnellen Glasfasernetz erhalten sollen, bleiben 143 Hauseigentümer unterhalb der Bahnlinie unversorgt. Grund dafür sind die Regelungen der Gigabit-Förderrichtlinie des Bundes – da dort bereits Koaxialkabel liegen, darf die Breitband Main-Kinzig nicht tätig werden. Bürgermeister Klaus Büttner kämpft deshalb für eine Änderung der Richtlinie und hat gemeinsam mit Anwohnern eine Petition gestartet, um Niederdorfelden als Pilotkommune für eine neue Regelung zu etablieren.

Unterschiede innerhalb von Straßenzügen

Tatsächlich entstehen dadurch skurrile Situationen: In manchen Doppelhäusern hat eine Seite schnelle Glasfaser, während die andere mit einer schwächeren Leitung auskommen muss. Anwohner berichten, dass Straßen geöffnet und Glasfaserkabel verlegt würden, aber nur ein Teil der Menschen angeschlossen werde. Einer von ihnen ist Mario Rienäcker, der eine Absage erhielt, weil er Kabelfernsehen nutzt und damit als „versorgt“ gilt. „Im Homeoffice ist das eine Zumutung“, sagt er, zumal die Kabelnetze zu Spitzenzeiten die versprochenen Bandbreiten nicht erreichen.

Fazit: Was sich ändern muss, damit der Glasfaserausbau gelingt

Der schleppende Glasfaserausbau in Deutschland offenbart ein komplexes Zusammenspiel aus historischen Fehlentscheidungen, bürokratischen Hürden und problematischen Förderrichtlinien. Tatsächlich steht Deutschland mit seiner digitalen Infrastruktur noch immer vor enormen Herausforderungen. Besonders die Bürokratie erweist sich als größter Bremsklotz – langwierige Genehmigungsverfahren, zu viele beteiligte Behörden und fehlende Digitalisierung verlangsamen den Ausbau erheblich.

Die Bundesregierung hat endlich reagiert. Dank des „Entlastungskabinetts“ und neuer Fristenregelungen dürfen wir auf Besserung hoffen. Zusätzlich verspricht die ab 2025 geltende EU-Gigabit-Infrastrukturverordnung weitere Vereinfachungen. Ungeachtet dieser positiven Entwicklungen bleiben jedoch grundlegende Probleme bestehen: Die fragwürdige Definition „versorgter“ Gebiete führt weiterhin zu absurden Situationen wie in Niederdorfelden, wo Nachbarn ungleich behandelt werden.

Wir sehen anhand regionaler Beispiele, wie schwierig der Weg zur digitalen Zukunft in der Praxis ist. Gleichwohl gibt die Einstufung des Glasfaserausbaus als „im überragenden öffentlichen Interesse“ Anlass zur Hoffnung. Obwohl Deutschland beim Breitbandausbau im internationalen Vergleich hinterherhinkt, zeigen erste Erfolge bei der Digitalisierung von Genehmigungsverfahren, dass Verbesserungen möglich sind.

Die Aufgabe bleibt gewaltig. Dennoch dürfen wir optimistisch sein: Mit den neuen politischen Weichenstellungen, vereinfachten Verfahren und dem wachsenden Bewusstsein für die Bedeutung digitaler Infrastruktur könnte Deutschland bis 2030 tatsächlich den Anschluss finden. Letztendlich braucht es sowohl politischen Willen als auch praktische Umsetzungskompetenz, um das Ziel eines flächendeckenden Glasfasernetzes zu erreichen. Die Zeit des Wartens sollte bald vorbei sein – schnelles Internet ist keine Luxus-, sondern eine Grundversorgungsfrage für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes.

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